Erste Erscheinung
Die Steinhöhle, bei der sich ein übernatürliches Wesen zum ersten Mal den drei Kindern von Aljustrel zu erkennen gab, heißt Loca da Cabeço; der Berg, an dessen Abhang sie sich befindet, trägt den Namen Cabeço. Hierher kam die zehnjährige LUCIA DOS SANTOS, mit den beiden anderen Kindern, dem neunjährigen FRANCISCO MARTO und seiner siebenjährigen Schwester JACINTA MARTO, des öfteren wegen der saftigen Weiden für die Schafe und der kleinen Höhlen, die zum Rosenkranzbeten einluden. Zwischen den einzelnen Gebeten pflegten sie sich tolle Spiele auszudenken und sofort durchzuführen. So auch an diesem warmen Frühlingstag des Jahres 1916. Plötzlich, so erzählt Lucia in ihren Erinnerungen, näherte sich ein etwa 14-15 Jahre alter Jüngling. Er schien mehr in der Luft zu schweben als auf der Erde zu gehen; als Lucia auf ihn blickte, war es, als würde die Sonne durch ihn hindurchstrahlen, als wäre er aus Kristall. Der Jüngling war von großer Schönheit, und das Licht, das ihn umgab, war weißer als der Schnee. Er gab sich als Engel des Friedens zu erkennen und forderte die Kinder auf, ihm die Worte nachzusprechen: "Mein Gott, ich glaube an Dich, ich bete Dich an, ich hoffe auf Dich und ich liebe Dich. Ich bitte dich um Verzeihung für jene, die nicht glauben, Dich nicht anbeten, nicht hoffen und Dich nicht liebe".
Zweite Erscheinung
Es war wohl gegen Ende Juli, als Lucia die Zeit der glühenden Mittagshitze beim Brunnen im elterlichen Bauernhof zusammen mit Francisco und Jacinta verbrachte. Mitten in ihr unbefangenes Spiel hinein trat plötzlich dieselbe Lichtgestalt wie damals am Cabeço, mit der Botschaft, dass Gebete und Opferdarbringungen ihrer Heimat den Frieden bringen würden: „Betet, betet viel! Die heiligsten Herzen Jesu und Mariens wollen euch Barmherzigkeit erweisen. Bringt ständig dem Allerhöchsten Gebete und Opfer dar. Bringt alles, was ihr könnt, Gott als Opfer dar, als Akt der Wiedergutmachung für die Sünden, durch die Er verletzt wird, und als Bitte um die Bekehrung der Sünder. Gewinnt so für euer Vaterland den Frieden. Ich bin sein Schutzengel, der Engel Portugals. Vor allem nehmt an und tragt mit Ergebung die Leiden, die der Herr euch schicken wird." Die drei Hirtenkinder nahmen die Botschaft ernst. Täglich knieten sie unzählige Male nieder, beugten die Stirn bis zur Erde und beteten das Gebet, das der Engel sie bei der Frühjahrserscheinung gelehrt hatte.
Dritte Erscheinung
Die dritte Erscheinung muss irgendwann im Oktober oder Ende September stattgefunden haben an einem Herbsttag mit klarem, blauen Himmel. "Sobald wir dort ankamen", erinnert sich Schwester Lucia später, "begannen wir auf den Knien, die Gesichter am Boden, das Gebet des Engels zu wiederholen. Da sahen wir über uns ein unbekanntes Licht erstrahlen. Wir richteten uns auf, um zu sehen, was geschah, und sahen den Engel. In der linken Hand hielt er einen Kelch, darüber schwebte eine Hostie, von der einige Blutstropfen in den Kelch fielen. Der Engel ließ den Kelch in der Luft schweben, kniete sich zu uns und ließ uns dreimal wiederholen: "Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist! Ich opfere Dir auf den kostbaren Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, gegenwärtig in allen Tabernakeln der Welt: zur Sühne für die Schmähungen, Sakrilegien und Gleichgültigkeiten, durch welche Er selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste Seines heiligsten Herzens und durch die des Unbefleckten Herzens Mariens erflehe ich von Dir die Bekehrung der armen Sünder." Danach erhob sich der Engel, schritt wieder zu Kelch und Hostie zurück, reichte Lucia die heilige Hostie und teilte anschließend das Blut Christi im Kelch zwischen Jacinta und Francisco auf mit dem Worten: "Empfangt den Leib und trinkt das Blut Christi, der durch die undankbaren Menschen so furchtbar beleidigt wird. Sühnt ihre Sünden und tröstet Euren Gott." Danach kniete der Engel erneut neben den Kindern nieder und wiederholte das "Gebet des Engels von Fatima" dreimal, ehe er den Blicken der Kinder entschwand.